Mit der Bob 100 übers hügelige Osterzgebirge kurven, das hatte schon was. In den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts war das keine Selbstverständlichkeit. Wer konnte, lebte damit ein großes Stück Freiheit und Fortschritt. Gas gegeben haben die Butzes schon immer, nicht nur mit dem schicken Leichtmotorrad aus Zittau. Wenn sich selbstbewusstes Unternehmertum dadurch auszeichnet, die richtigen Entscheidungen zur besten Zeit zu treffen, dann ist es die Geschichte der Dr. Butze GmbH & Co. KG. Eine Geschichte über den Standort „Heimat“.
Als Dr. Claus Butze unmittelbar nach der Wende alles auf Reinigung setzt, weiß er nicht, ob der Aufbruch in eine neue Zeit gelingt. Vertraut hat er nicht dem Glück, sondern den Erfahrungswerten von Generationen, seiner Intuition und dem unbedingten Willen, Lösungen zu finden. Die Heimat an der wilden Weißeritz spielt dabei eine ganz besondere Rolle. Schon zu Beginn des letzten Jahrhunderts eröffnen Moritz und Martha Butze ein kleines Lebensmittelgeschäft in Klingenberg bei Dresden. Die Söhne eifern der Selbstständigkeit bald nach, natürlich am gleichen Ort: der legendäre Gastwirt Alfred Butze, der umtriebige Bus- und Taxiunternehmer Martin Butze und schließlich Arthur Butze, der Mann mit dem Motorrad, Vater des heutigen Seniorchefs. Er übernimmt die Lebensmittelhandlung und bleibt nach dem Zweiten Weltkrieg Kaufmann mit Leib und Seele, bis die Weltpolitik dem eifrigen Treiben ein Ende setzt.
Lieferwagen der Lebensmittel- und Feinkosthandlung Moritz Butze um 1920, die Arthur Butze bis in die 1960er Jahre betreibt. Dessen Sohn Claus Butze baut das alte Rittergut in Klingenberg zum Fachgroßhandel für Reinigung aus (rechte Bildhälfte).
In der Zeit davor dient ein kleines Büro als Niederlassung (Bildmitte).
Erfahrungswerte von Generationen
und viel Mut
Gut 30 Jahre später besinnt sich Claus Butze in dritter Generation seiner unternehmerischen Wurzeln. Er zeigt nicht nur Willen, sondern Mut. Als kaufmännischer Direktor eines großen Edelstahlwerks war er zu DDR-Zeiten ein Mann auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Dann kommen Wende, Treuhand und Thyssen und Claus Butze fasst einen weitreichenden Entschluss.
Aus dem promovierten Ingenieur wird ein Handelsvertreter. Unerfahren, branchenfremd, aber frei und bereit, nochmal ganz von vorn anzufangen. „Zurück in die Zukunft“ könnte das Motto lauten. Mit der Garage als Lager, einem Telefon und seiner Frau Regine als einziger Mitarbeiterin vertreibt er Reinigung so gut, dass aus der Vertretung schnell ein echter Fachgroßhandel wird. Anfangs bietet die junge Firma Chemie von Dreiturm an, dann den Vertrieb und Service für Reinigungsmaschinen von Sorma. Nach und nach kommt auch Handelsware dazu. Die ersten Großkunden werden mit Buzil-Produkten beliefert. Von da an geht es steil bergauf.
1992 rollen die Bagger auf das Klingenberger Rittergut. Claus Butze baut das alte Speichergebäude zum neuen Firmensitz um. Das erregt Aufsehen und wieder ist es ein Wagnis, aber eines mit Kalkül. Denn zwei Jahre später steigt Sohn Jan nach erfolgreichem BWL-Abschluss ins Unternehmen ein – mit frischen Ideen und voller Tatendrang. Auch in der großen Stadt vergaß der junge Student nie, wo seine Heimat ist. Von der Metropole Berlin geht’s wieder zurück ins Erzgebirge. Dort hält der Aufschwung an.
Dr. Butze profitiert von der starken Expansion der Gebäudereiniger in den neuen Bundesländern. Wie kaum ein anderer Fachgroßhändler in Deutschland engagiert sich das Unternehmen als „Dienstleister für Dienstleister”. Mit Erfolg, denn schon zählen die renommiertesten Betriebe in Sachsen zu den Kunden von Dr. Butze. Und es werden immer mehr. Das imponiert auch dem Wirtschaftssenat Sachsen, der den Seniorchef 2001 in sein Gremium beruft.
Aufschwung, Rittergut und Großverbraucherspezialisten
Den Dienstleistungsvorsprung baut Sohn Jan gezielt aus. Mit der Einrichtung eines Schulungszentrums verwirklicht er seine Vision von Kundenbindung in einer Zeit, in der solche Aktivitäten noch eine echte Seltenheit sind. Kunden und auch eigene Mitarbeiter werden im „Bluecamp by Dr. Butze“ aus- und fortgebildet, der Bekanntheitsgrad der Firma nimmt noch einmal deutlich zu. Zum Schlüsselereignis wird im Jahr 2002 der Beitritt zur GVS Großverbraucherspezialisten eG, einer bundesweit aktiven Fachgroßhandelsgruppe für professionelle Hygiene. Plötzlich eröffnen sich dem Familienbetrieb ganz neue Wettbewerbsvorteile – vor allem bei der überregionalen Objektbelieferung oder bei der Nutzung moderner Warenwirtschaftsprogramme. Der fachliche Austausch in der Gruppe stärkt Kompetenz und fördert Synergien, zum Beispiel auf den großen Leitmessen der Branche in Berlin, Nürnberg oder Amsterdam.
Zur gleichen Zeit verwirklicht Butze senior sein Herzensprojekt, nur tausend Meter oberhalb des Firmenareals. Mit dem Ausbau eines romantischen Dreiseithofs zum Hotel „Neue Höhe” lässt er alte gastronomische Familientradition aufleben und erneut – ein lieb gewonnenes Stück Heimat. Dass das Hotel mitten in der Natur auch als Tagungslocation vom betrieblichen Seminarzentrum genutzt werden kann, zeigt das strategische Geschick der Butzes, die ihre Aktivitäten nun über den Stammsitz hinaus ausdehnen.
Das Hotel „Neue Höhe“ nach der Renovierung in den 1990er Jahren (Bild oben). Der Beitritt zur GVS Großverbraucherspezialisten eG belebt das Geschäft, auch durch die Beteiligung an den großen Leitmessen der Branche (links). Als einer der ersten in der Branche richtet Dr. Butze ein aufwändiges Seminarzentrum ein (rechts).
Noch näher am Kunden, auch in Dresden
und in Brandenburg
Ein Abholmarkt in Dresden mit Service-Center und 24-Stunden-Drive-In wird eröffnet. Und als sich in Brandenburg ein Übernahmeprojekt anbietet, greift Dr. Butze zu. Die Grundlagen für das spätere Kompetenz- und Logistikzentrum Brandenburg sind geschaffen, der Stammsitz in Klingenberg wird für das Vertriebsgebiet Sachsen schon bald die gleiche Bezeichnung tragen. Da steckt Strategie dahinter und eine Performance, die das Unternehmen noch näher und schneller zu den Kunden bringen soll.
In der Zwischenzeit sammelt Dr. Butze verdientermaßen Trophäen für die Leistungsfähigkeit des Unternehmens. 2007 feiern die Inhaber und das ganze Team mit dem „Premier“ der Oskar-Patzelt-Stiftung die höchste Auszeichnung bei einem der wichtigsten deutschen Wirtschaftswettbewerbe. Den größten Moment erleben die Butzes aber sechs Jahre später. Mit der „Premier Ehrenplakette“, die nur an die Besten unter bereits ausgezeichneten Preisträgern geht, toppen die Klingenberger alle Erwartungen. Und sie bleiben auf dem Gas.
Mit dem Bau eines zukunftsweisenden Logistik- und Servicezentrums bekennt sich Dr. Butze in besonderem Maß zum Standort „Heimat“. Tragende Säulen der Unternehmensphilosophie sind Familiensinn und Bodenständigkeit.
Der Standort „Heimat“ wird ausgebaut
Schon 2010 investiert das Unternehmen in den nächsten Meilenstein. Das über 3.000 Quadratmeter große Logistik- und Servicezentrum in den kleinteiligen Hang am Rittergut zu stellen, ist architektonisch wie ökologisch eine Herausforderung – aber sie gelingt. Mitarbeiter, Geschäftsfreunde und Kunden sind begeistert. Und wieder ist es der Standort „Heimat“, der über allem steht und neue Wege öffnet. 2021 soll ein erweiterter Bebauungsplan die Kapazitäten für das Rittergut noch einmal um das Dreifache anheben. Die Genehmigung folgt auf dem Fuß. Die Butzes tun alles für die Heimat. Und die Heimat meint es gut mit Butze. Schon läuft die Planung für die Erweiterung der Büroflächen und einen neuen großen Mitarbeiterparkplatz. Eine Photovoltaik-Anlage geht in Betrieb, die Weichen für den Ausbau der Lagerhallen sind gestellt.
Neue Wege bahnen sich auch in der Familie an. Die Söhne Julius und Moritz wachsen gerade in das Unternehmen hinein, holen sich ihre ersten Erfahrungen in der Branche. Dass beide Wirtschaft studieren, ist schon mal eine gute Sache. Ob sie auch die Nachfolge übernehmen? Die Eltern überlassen die Entscheidung den Kindern. Wenn es dazu kommt, dann sollen sie ihre eigene Handschrift hinterlassen, wie das schon in jeder Generation davor so war. Die jungen Butzes lieben die Heimat wie ihre Vorfahren und sind genauso frei darin, sich ihre eigene Zukunft zu gestalten. Die Familie schafft dafür den Boden und die Sicherheit.
Dr. Butze gewinnt bundesweit anerkannte Wirtschaftspreise und erweitert seine Geschäftsaktivitäten mit einem „Drive-In“-Abholmarkt in der Dresdener City.
Familie ist das Wichtigste,
nicht nur im Privaten
Geschäftsführer Jan Butze formuliert es noch konkreter: „Die Familie ist die Basis und das Wichtigste überhaupt. Diese kleinste Gemeinschaft stützt sich gegenseitig, jeder bringt seine Stärken ein, nie ist es die Leistung des Einzelnen allein.“ Das, so Butze weiter, gilt eins zu eins auch für die betriebliche Familie. Ihr Erfolg gründet auf Vertrauen, Loyalität und dem individuellen Können der Menschen, die hier arbeiten. Und deshalb dürfen auch alle einen „Vertrauensvorschuss“ erwarten, wenn es mal persönliche Krisen gibt. Dann stehen alle zusammen und meistern die Situation. Jeder einzelne weiß ja, dass auch ihm geholfen wird, wenn es einmal nötig ist.
Kein Wunder, dass Familie angesagt ist bei der Belegschaft, die zusammen auf fast 700 Jahre Betriebszugehörigkeit kommt. Nicht weniger als 30 MitarbeiterInnen sind schon seit über 10 Jahren an Bord. Und fast alle haben Kinder, viele engagieren sich im Verein – so wie es die Inhaber vorleben, verbindlich und authentisch.
Die Firmenchefs halten überhaupt viel von lebendiger Kommunikation, achten auf gemeinsame Pausen und Geselligkeit, organisieren Veranstaltungen außerhalb des Betriebs. Und sie beziehen die MitarbeiterInnen bei vielen wichtigen Entscheidungen ein, ob es nun Investitionen, Personalentscheidungen oder Geschäftsstrategien sind. Das pusht den Spirit im Team.
Das Unternehmen expandiert: Die Kraft der Familientradition, strategisches Networking und ein neues Kompetenz- und Logistikzentrum in Brandenburg (Bild oben) schaffen die Grundlagen für gesundes Wachstum. Julius und Moritz Butze sammeln im Mai 2022 auf der „Interclean“ in Amsterdam wichtige Erfahrungen am Hotspot der Branche. (Bild unten rechts).
Die Tradition macht den Unterschied
Wer bei Dr. Butze arbeitet, spürt nicht nur familiäre Führung. Die Tradition im Haus macht viele stolz und sorgt für eine starke Identifikation. Diese Kraft macht den feinen, aber entscheidenden Unterschied zu vielen großen Marktbegleitern. Kunden und Geschäftspartner schätzen genau diese Werte, die hinter einem traditionellen Familienbetrieb wie Dr. Butze stehen. Natürlich müssen Innovation und Leistung immer passen. Wichtig ist auch strategisches Networking. Individualität, Flexibilität und Zuverlässigkeit sind aber die handfesten Eigenschaften, die am Ende zählen. „Unser Unternehmen hat ein Gesicht und ist zum Anfassen da.“, so bringt es Diplom-Kaufmann Jan Butze auf den Punkt.
Die Erfolge in der „alten“ Heimat Sachsen befeuern die Entwicklung im Nachbarbundesland. In Krieschow bei Cottbus baut Dr. Butze neu – das Kompetenz- und Logistikzentrum Brandenburg entsteht. Verkehrsgünstig an der A15 gelegen, ist es technisch auf dem neuesten Stand und vorbildlich im Vertriebs- und Servicemanagement. Hier gibt es zwar nicht die Tradition von Rittergut und Dorfidylle. Dafür aber eigene gewachsene Strukturen und MitarbeiterInnen, die richtig gut zusammenhalten. Das ist die Perspektive für die Zukunft: Wo Dr. Butze ist, ist immer ein Standort „Heimat“.